Aufgaben wirksamer Unternehmensführung (Teil 4)

Der Entscheidungsprozess

von Peter Knappmann, 30.05.2018

Angelehnt an die sechs Fehler bei der Entscheidungsfindung aus Teil 3 meiner Blogreihe „Aufgaben wirksamer Unternehmensführung“, möchte ich Ihnen nun genauer erläutern, wie Sie einen Entscheidungsprozess besonders sorgfältig, gründlich und gewissenhaft vollziehen können. Die genaue Einhaltung dieser einfachen Vorgehensweise sollte Sie zu einer guten Entscheidung führen.

1. Die gründliche und vollständige Bestimmung des wirklichen Problems

Worum geht es hier wirklich? Der Prozess der Problembestimmung ist komplex und zeitintensiv. Wenn Ihnen eine Problemdefinition plausibel erscheint, bedeutet das meistens auch, dass es sich um eine unvollständige Definition handelt. Stellen Sie in jedem Fall die Tatsachen und Ursachen über die Symptome und Meinungen. Denn oftmals wollen modische Behauptungen Sie verwirren und Sie sehen die Problematik nicht mehr klar.

Welche Klassifizierung hat das Problem eigentlich? Hierbei gibt es um eine jeweilige Art der Problemlösung und somit auch um grundverschiedene Entscheidungsrichtungen. Handelt es sich um einen Einzelfall, können Sie das Problem nur auf diese Ausnahme beziehen, da es so nie wieder auftreten wird. Wenn es sich allerdings um ein Grundsatzproblem handelt, müssen Sie eine Regel oder ein Prinzip bestimmen, um es zu lösen. Diese sollten auch viel größere Konsequenzen nach sich ziehen als es bei einer Ausnahme der Fall wäre.

2. Welche spezifischen Anforderungen hat die Entscheidung zu erfüllen?

Die Leitfrage „Was wäre richtig?“ geht diesem Schritt voran. An Stelle eines Maximums sollten Sie ein Minimum an Anforderungen, die die Entscheidung zu erfüllen hat, formulieren. Wenn die Entscheidung dann das Minimum nicht erfüllt, sollten Sie die Entscheidung besser nicht treffen, weil die Wirkung fraglich ist und die Risiken dazu im Missverhältnis stehen.

Wenn es letztendlich zu der Realisierung der Entscheidung kommen sollte, sind Sie gezwungen Kompromisse einzugehen. Aber nicht im ersten Schritt! Lassen Sie diese am Anfang der Entscheidungsfindung auf gar keinen Fall zu, um in keine Sachzwänge gezogen zu werden. Das Ziel des zweiten Schritts sollte der minimale Idealzustand sein, der aus einer gewissenhaften und präzisen Bestimmung der Anforderungen entsteht.

3. Die Suche nach Alternativen

Wie wollen Sie alle eventuell aufkommenden Schwierigkeiten kennen, wenn Sie nicht genug Alternativen aufgewiesen haben? Oftmals kommt es dann dazu, dass Sie einen Zustand verschlimmern, da nicht genug Alternativen im Test waren.

Geben Sie sich nicht mit dem Erstbesten zufrieden.

4. Das sorgfältige Durchdenken der Folgen und Risiken jeder denkbaren Alternative

Der vierte Schritt ist sehr arbeitsintensiv. Bevor Sie mit der Suche nach Alternativen beginnen, sollten Sie die Grenzkonditionen festlegen, da Sie irgendwann zwangsläufig mit dem Suchen aufhören müssen.

Dann gilt es für Sie zu durchdenken wie die Alternativen das Unternehmen zeitlich binden. So müssen beispielsweise langfristig gesehene Entscheidungen mit großer Sorgfalt getroffen werden, im Gegensatz zu kurzfristigen Entscheidungen.

Zudem sollten Sie jedes Risiko, das eine Entscheidung mit sich bringt, kennen. Sollten Sie die zu Beginn aufgestellten Grenzkonditionen erreicht haben, müssen Sie zwangsläufig eine neue Entscheidung eingehen und hinterfragen, ab welchem Umstand Sie akzeptieren, dass Sie sich im Problem geirrt haben.

5. Die Entscheidung

Mit den vorgenannten fünf Schritten haben Sie alles Menschenmögliche getan, um eine Entscheidung zu treffen. Auch wenn ich bisher immer betont habe, dass Sie rational vorgehen sollten, darf bei der Entscheidungsfällung ein wenig Intuition nicht fehlen. Die Intuition darf aber immer nur am Ende des Entscheidungsprozesses zur Sprache kommen und wird auch nie als ein Ersatz für das Nachdenken angesehen.

6. Die Realisierung

Für jede kritische Maßnahme in der Entscheidungsrealisierung müssen Sie eine Person und einen bindenden Termin bestimmen. Ohne diese Dinge können Sie sonst von keiner Entscheidung sprechen. Dazu müssen Sie nun also festlegen welche Personen wann und wie über die Entscheidung informiert werden und ob weitere Informationen, Werkzeuge oder Trainings benötigt werden.

Schlussendlich sollten Sie festlegen wie die Entscheidung kontrolliert und überwacht wird.

7. Verkörpern Sie Feedback in ihrer eigenen Person

Anknüpfend an den letzten Satz, ist es wirksamen Führungskräften besonders wichtig über die Realisierungsfortschritte und -schwierigkeiten fortlaufende Berichte zu erhalten.

Machen Sie Ergebnisse und Erfolge sichtbar, um zu motivieren und mit den Leuten zu reden.

Bewahren Sie Ihre Führungshaltung und gehen Sie die Sache mit Verantwortungsbewusstsein, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit an.

Text: Lena Knappmann / Bild: AdobeStock

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