Bist du noch digital oder lebst du schon (noch)?

von Laura Knappmann, 29.08.2018

Das Telefon klingelt, der Chef ruft an. Das Handy piepst, ein Kollege schickt per WhatsApp ein Foto, in einer anderen WhatsApp-Gruppe wird gerade der Termin für das nächste Treffen besprochen. Ein Kollege oder Mitarbeiter steckt den Kopf ins Büro und hat eine Rückfrage. E-Mails kommen rein – manche wichtige Kundennachrichten, andere unwichtige Spam- oder Werbe-Mails. Eine Push-Nachricht der Tagesschau-App mit einer Eilmeldung. Eine Outlook-Einladung zur nächsten Besprechung trudelt ein, gleichzeitig bimmelt eine Outlook-Erinnerung für eine Aufgabe, die zu erledigen ist. Eine private E-Mail mit einem Sparangebot bimmelt und man lässt sich verleiten und surft eine Runde im Onlineshop.

Der Tag ist um und man fragt sich: Was habe ich heute gemacht? Was habe ich geschafft? Was ist das Ergebnis meines heutigen Tages? Wer kennt es nicht? Ich glaube in der heutigen Zeit geht es vielen ähnlich und jeder kann sich in der oben beschriebenen Situation wiederfinden.

Digitalisierung im Blut?

Ich gehöre zur sogenannten Generation Y, der man nachsagt sie sei multitaskingfähig. Unsere Generation wird auch die Workaholic-Generation genannt, die Vermischung von Beruf und Privatleben ist gewollt und man hat stets das Ziel viel zu erreichen. Gleichzeitig sind wir die Generation, die mit der heutigen digitalen Technik schon beinahe aufgewachsen ist, zumindest haben wir die ersten iPhone-Generationen live miterlebt und konnten uns sukzessive an das neue digitale Zeitalter gewöhnen. Natürlich sind wir nicht so fit, wie unsere Nachfolger, die Generationen Z und  - soweit ich weiß, ist auch schon die Generation Alpha derzeit im Grundschulalter (verrückt!?). Diese Generationen haben das Digitale quasi schon im Blut und finden sich damit blind zurecht.

Jederzeit, immer und überall erreichbar und verfügbar…

So, nun gehöre ich zur Generation, die die Reizüberflutung praktisch fordert und nicht für schlimm empfindet und eigentlich kein Problem mit ständigen Störungen und digitalen Pushs haben sollte… Nicht ganz, denn auch mich nervt ab und an die Flut an digitalen Nachrichten und Möglichkeiten und manchmal würde ich mich gerne 50 Jahre zurück beamen, damit ich nicht ständig für alles und jeden erreichbar und einsehbar bin.

Auf der anderen Seite habe ich auch mein Leben nach den neuen Möglichkeiten ausgerichtet: ich schreibe mit Freunden bei WhatsApp, shoppe online oder via App, lese Nachrichten auf dem Smartphone, checke meine Mails von überall, kann jederzeit alles googlen und nachlesen und bin quasi rund um die Uhr up to date. Nein, ich möchte darauf nicht mehr verzichten.

Jederzeit immer und überall erreichbar und verfügbar...

Aber dennoch ist es wichtig einen Weg zu finden sich nicht von Social Media, YouTube, Mails, WhatsApp & Co. überrennen zu lassen und das echte, reale Leben zu verpassen.

Verpassen ist das richtige Wort, denn wenn man einmal in der digitalen Welt versunken ist, kommt man da so schnell nicht mehr raus. Ruck zuck sind 1-2 Stunden vergangen, die man am Tag auch für andere Dinge hätte nutzen können.

Ich möchte diesen Konsum nicht verurteilen, ich selber nutze ihn ja auch und in gewisser Weise ist das die moderne Art von Fernsehen und Unterhaltung geworden, aber ich finde, dass man aufpassen muss in dieser Welt nicht zu versinken.

Hinzu kommt, dass vor allem im Bereich Social Media Scheinwelten dargestellt werden, Influencer und Promis spiegeln das perfekte Leben wieder, dass einen schnell dazu verführen kann diesem nachzueifern (der perfekte Summerbody, das beste Produkt für gesunde Haare, healthy food, tolle Reiseziele in super Hotels …).

Digitaler Selbstschutz

Was kann man also tun, um sich davor zu schützen, sich nicht in der digitalen Welt zu verlieren und wie sollte man mit dieser Reizüberflutung richtig umgehen, um sowohl privat als auch beruflich alle Herausforderungen meistern zu können?

Denn wie am Anfang beschrieben, sind wir den digitalen Reizen immer ausgeliefert, sowohl im Büro als auch abends auf der Couch. Vor allem während der Arbeit sollte es so sein, dass so wenig Ablenkung wie möglich entsteht, um voller Konzentration die anstehenden Aufgaben abarbeiten zu können.

Es folgen einige Anregungen, wie man einen gesunden Umgang mit der digitalen Reizüberflutung schaffen kann.

1. Ruhezeiten schaffen

Nehmen Sie sich Ruhezeiten. Stellen Sie Ihr Telefon um, machen Sie Ihr Smartphone lautlos, schließen Sie Outlook und machen Sie die Tür zu. Versuchen Sie alle möglichen Störquellen zu eliminieren.

Sie glauben gar nicht, wie effektiv und produktiv man arbeiten kann, wenn sämtliche Störfaktoren ausgeschaltet sind. Das wirkt sich im Übrigen auch positiv auf die Arbeitsergebnisse aus.

2. Feste Zeiten einplanen

Genau, wie wir (normalerweise) feste Zeiten haben, zu denen wir TV oder Netflix schauen, kann man sich auch feste Zeiten für den digitalen Konsum nehmen. Nachrichten liest man beispielsweise morgens, Instagram und Facebook checkt man abends.

Vielleicht hindert diese Regelung ja den ein oder anderen während der Arbeit ständig aufs Smartphone zu schauen und sich davon ablenken zu lassen Social Media & Co. durchzuscrollen.

3. Push-Benachrichtigungen ausschalten

Jederzeit verfügbar und erreichbar zu sein, hat auch damit zu tun, dass wir jederzeit reagieren wollen und können. Sobald eine Push-Nachricht eintrudelt schauen wir aufs Smartphone und lassen uns davon ablenken.

Nicht nur im beruflichen Alltag kann sich das negativ auswirken. Wie finden Sie es zum Beispiel, wenn bei Ihrem gemeinsamen Essen mit dem Chef, Freunden oder der Familie, Ihr Gesprächspartner die ganze Zeit bei jedem Ping oder Push aufs Smartphone schaut oder sogar daraufhin das Smartphone in die Hand nimmt, um die neusten Nachrichten zu checken?

Es klingt vielleicht etwas spießig, aber ich finde auch das hat etwas mit Wertschätzung der Menschen in unserer Umgebung zu tun. Die sofortige Ablenkung durch digitale Reize von unserem Gegenüber, hinterlässt einen gewissen negativen Beigeschmack.

Also, schalten Sie Ihre Pushs auch mal aus, wenn etwas dringend ist, kann man Sie immer noch anrufen.

4. Offline sein

Einfach mal offline sein – was heißt das eigentlich? Für mich bedeutet es, mal ein paar Tage nicht Social Media durchzuscrollen, mich nicht in meinen Apps zu verlieren, kein Onlineshopping zu betreiben, sondern mich auf das „wahre Leben“ zu konzentrieren.

Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Denn wie schnell haben wir mit unserem Finger wieder die alt bekannten Apps geöffnet – quasi automatisch!? Versuchen Sie mal, diese Apps nicht zu öffnen. Wenn es Ihnen schwer fällt, dann löschen Sie die App im Zweifel für Ihre Offline-Dauer.

Versuchen Sie doch einfach mal ein paar Tage offline zu sein und analysieren Sie: Wofür investieren Sie Ihre neu gewonnene Zeit? Wie produktiv sind Sie auf der Arbeit? Wie verbringen Sie Ihre Abende? Wie aufmerksam sind Sie in Gesprächen? Wie gut schlafen Sie?

Ich glaube, dass all diese Faktoren von unserem digitalen Konsum stark beeinflusst werden und wir  mit Sicherheit das ein oder andere mal eine Auszeit davon brauchen.

Eine kleine Korrektur

Beim erneuten Lesen dieses Blogposts fällt mir auf, dass die Digitalisierung hier eher als etwas Negatives beschrieben wird. Das möchte ich gerne korrigieren. Denn die Digitalisierung ist alles andere als negativ, zumindest für mich als (baldige) Unternehmerin.

Die Digitalisierung bietet uns unfassbar viele Möglichkeiten – sowohl privat als auch beruflich. Und diese Möglichkeiten sollte man nutzen und für sich und sein Unternehmen umsetzen. Im Prinzip führt daran sowieso kein Weg vorbei, denn die Welt wird nun mal stetig digitaler…

Mit diesem Artikel wollte ich Sie vor allem sensibilisieren bzw. meine „negativen Erfahrungen“ mit dem digitalen Konsum schildern, weil ich denke, dass es vielen Menschen manchmal ebenfalls so geht. Meine Kernaussage soll eigentlich nur sein: Neben all den tollen digitalen Möglichkeiten und Tools, sollten wir uns darin nicht verlieren und das wahre Leben schätzen und nutzen. Denn wir leben nun mal im wahren Leben und nicht in der digitalen Scheinwelt. Diese soll uns lediglich unterstützen unser Leben besser und effektiver zu gestalten.

Also, leben Sie den Moment. Konzentrieren Sie sich auf das Hier & Jetzt. Lassen Sie Smartphone auch mal Smartphone sein und genießen Sie das Leben.

Viel Spaß bei der Umsetzung :-)  

Text: Laura Knappmann / Bild: AdobeStock

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