von Christof Steinhoff, 15.04.2020
Jedes Unternehmen im Garten- und Landschaftsbau und vermutlich auch in anderen ähnlichen Branchen, steht immer wieder vor der Frage: Wie kann ich meine Baustellen aufmessen und möglichst ohne Massenverluste abrechnen? Egal ob Privatgarten oder Großprojekt - am Ende geht es um das Baustellenergebnis, welches sich natürlich auch auf den Unternehmenserfolg auswirken wird.
Die eine perfekte Lösung für alle Leistungsbereiche gibt es nicht. Allerdings kann jedes Unternehmen persönliche Grundlagen schaffen, um in der heutigen Zeit, wo Digitalisierung und ständiger Fortschritt an der Tagesordnung stehen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Bevor die digitale Aufmaßbearbeitung zum Unternehmensalltag wird, steht die Geräteanschaffung und damit auch eine grundsätzliche Zielsetzung an. Was möchte ich überhaupt mit meinen Geräten erreichen? Gibt es nennenswerte Vorteile? Brauche ich sowas überhaupt oder kann ich einfach mit Zettel, Stift und Zollstock weiter machen?
Diese Fragen zu beantworten ist relativ einfach. Neben der Zeiteinsparung beim digitalen Aufmessen und einer geringeren Fehlerquote durch handschriftliche Zahlendreher oder Unleserlichkeiten, ist ein Aufmaß nicht erst nach Fertigstellung der Baumaßnahme möglich. Im Vorfeld eines Projektes, also als Teil der Projektvorbereitung, kann die Aufnahme des Urgeländes vor Baubeginn wichtige Informationen zu genauen Mengen und Massen liefern. Außerdem beeinflusst sie womöglich sogar spätere Bauabläufe und Planungen, zum Beispiel rund um das Thema Erdbewegung.
Voraussetzung ist neben den Aufmaßgeräten natürlich eine CAD-Software, welche die Vermessungsdaten weiter verarbeiten und Flächen- und Erdmassenberechnungen durchführen kann. Weitere Fragen die man sich mit der Entscheidung für exakte Aufmaße stellen muss: Welche Geräte kommen für mich in Frage? Wie viele Personalressourcen habe ich zur Verfügung? Normale Totalstationen benötigen, neben einem Bediener der Station, eine weitere Person zum Aufhalten des Prismenstabes auf dem jeweiligen Messpunkt. Steht das Personal nicht zur Verfügung ist eine Ein-Mann-Robotikstation mit oder ohne GPS-Unterstützung vorzuziehen. Diese Robotikstation verfolgt das Prisma automatisch, man spart noch einmal spürbar mehr Zeit ein und erzielt eine höhere Produktivität. Die Anschaffung ist jedoch erheblich teurer, was sich bei richtiger Auslastung und Nutzung aber schnell relativieren kann. Ein positiver Nebeneffekt: Die Motivation der Mitarbeiter wird ebenfalls erhöht durch die Bereitstellung moderner Arbeitsmittel.
Einer der wichtigsten Vorteile der exakten und digitalen Vermessung ist jedoch die Erstellung von unkomplizierten und schnellen Zwischenaufmaßen während der Bauphase. Zur Baustelle fahren, Geräte aufstellen, an Festpunkten, die während des Uraufmaßes eingemessen wurden, anbinden und schon lassen sich unter anderem alle Leistungen, die nach Abschluss der Bauphase vielleicht nicht mehr sichtbar sind (z .B. Strom- und Entwässerungsleitungen, Gräben) oder in Vergessenheit geraten sind, erfassen. Als Resultat können so problemlos Mengenmehrungen dokumentiert und zur Abrechnung gebracht werden.
Im Privatgartenbereich mag ein handschriftliches Aufmaß manchmal ausreichen, nicht so aber im gewerblichen oder öffentlichen Bereich. Auftraggeber, Kommunen und Rechnungsprüfer müssen nachvollziehen können, wo die aufgeführten Massen herkommen, um diese auch zu akzeptieren. Dabei wird das Aufmaß und die Dokumentation durch Aufmaßpläne und Massenlisten nicht nur für die Auftraggeber erstellt. Auch eine intern nachvollziehbare Massendokumentation, wo auf den ersten Blick erkannt werden kann, welche Leistungen und Materialien wo durchgeführt und eingebaut wurden, ist zur positiven Projektabwicklung unerlässlich. So lassen sich unter anderem auch Leistungen, die möglicherweise im Abrechnungsprozess bisher nicht berücksichtigt wurden, erkennen und zur Rechnungsstellung hinzufügen.
Schlussendlich besteht darüber hinaus nicht nur die Möglichkeit, die Aufmaße und Massenlisten in Papierform zu erhalten oder zu übermitteln, sondern mit Hilfe von digitalen Regelungen für die elektronische Bauabrechnung (REB) Massenlisten oder Volumen- und Flächenberechnungen zur Weiterverarbeitung in CAD oder anderen Branchensoftwaren an den Auftraggeber zu senden. Auch diese Form der Kommunikation durch ständigen Austausch zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber führt letztendlich zum positiven Projekterfolg.
Die Grundlage von dauerhaft nachvollziehbaren und extern zu prüfenden Rechnungsunterlagen ist immer ein genaues und exakt verarbeitetes Aufmaß. Ob dieses Aufmaß digital mit Total- oder Robotikstation, GPS, Drohne oder manuell mit Zollstock, Papier und Bleistift aufgenommen wird, spielt erst mal keine Rolle. Die Vorteile digitaler Aufmaß- und Abrechnungsvarianten liegen jedoch auf der Hand. Es kommt auf das Projekt an, welche Aufmaßmethode am geeignetsten erscheint. Beispielsweise müssen für eine rechteckige Terrasse im Privatgarten nicht zwingend Totalstation und GPS-Roverstab aufgebaut werden, wo man schätzungsweise innerhalb von fünf Minuten ein Skizzenaufmaß erstellen kann. Dort würde der Aufbau der Station länger als das händische Aufmaß dauern und steht somit in keiner Kosten-Nutzen-Relation.
Der Aufwand, insbesondere die Nach- bzw. Aufbereitung des Aufmaßes, ist je nach Projektumfang nicht zu unterschätzen, sollte aber in Kauf genommen werden. In diesem Blogpost wurden viele Argumente im Zusammenhang mit der Unvermeidbarkeit und Zeitverschwendung von Aufmaßen diskutiert und angesprochen. Eine zeitliche Verschwendung sind genaue digitale Aufmaße nur dann, wenn das Potenzial des Aufmaßergebnisses nicht komplett ausgenutzt wurde. Also sind Aufmaße und die Aufbereitung für Abrechnungen tatsächlich unvermeidbar oder?!
Zusammenfassend kann man durchaus behaupten: Desto übersichtlicher die Rechnung und die angehängten Aufmaße aufbereitet sind, desto einfacher und schneller sind diese prüfbar und desto schneller wird der Rechnungsbetrag zur Zahlung angewiesen.
Text: Christof Steinhoff / Bild: AdobeStock
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