Der digitale Wandel in der Arbeitswelt 4.0 – Welche Aufgaben kommen auf uns zu?

von Peter Knappmann, 23.10.2019

Alles Begann mit der Arbeitswelt 1.0 im 18. Jahrhundert, als die Industriegesellschaft heranwuchs und die ersten Arbeiterorganisationen entstanden. Im 19. Jahrhundert brachte die Arbeitswelt 2.0 die Massenproduktion mit sich und der Wohlfahrtsstaat nahm seinen Anfang. Daraufhin prägte die soziale Marktwirtschaft den Sozialstaat und die Arbeitnehmerrechte in der Arbeitswelt 3.0. Heute befinden wir uns im digitalen Wandel und in dessen öffentlicher sowie fachlicher Diskussion über die Zukunft der Arbeitsgesellschaft. Künstliche Intelligenz, digitaler Arbeitsplatz, New Work, Future Work, Crowdworking, Agile Arbeit – das alles sind Stichworte der Arbeitswelt 4.0, welche die Fragen aufwerfen: Wie sieht Führung heute aus? Brauchen wir überhaupt noch klassisches Middle Management? Welche Aufgaben müssen im digitalen Zeitalter automatisiert werden?

Bereits viele Organisationen haben die bisherigen Arbeitsweisen an die Herausforderungen und Möglichkeiten der digitalen Welt angepasst. Die Art, wie gearbeitet wird, hat sich grundlegend verändert. Beispielsweise können Mitarbeiter aus allen Winkeln der Erde arbeiten, d.h. Arbeitszeit und Arbeitsort sind flexibel gestaltbar. Außerdem besteht eine zunehmende Unabhängigkeit und es gibt weniger klassische Hierarchien. Es wird sich an Crowdworking bedient und Projektteams gebildet, die sich an der Wertschöpfung der Organisation orientieren und somit eine autoritäre Führung nicht mehr zeitgemäß machen. Die Unternehmensfluktuation kann durch Analysesoftwares untersucht und bekämpft sowie Teile der Führungstätigkeit automatisiert, optimiert oder überflüssig gemacht werden.

Die Arbeit wird technologischer, agiler und schneller sowie sie sich durch kurze Zyklen auszeichnet. Zukunftsmäßig werden Arbeitsplätze zunehmend von Robotern und Softwarelösungen eingenommen, Prozesse optimiert und zum Teil automatisiert. Die Arbeitswelt 4.0 entspricht dem Wandel der manuellen Arbeit hin zu einer Wissensleistung. Neue Technologien bedürfen des Erfahrungs- und Wissensschatzes von Mitarbeitern, bergen allerdings auch die Gefahr, dass der zwischenmenschliche Umgang und das kreative Denken beim Mitarbeiter verloren gehen und es somit ein Verlust der relevanten Kompetenzen gibt. Daher dürfen Schutzstandards und die Wesentlichkeiten der Arbeitswelt nicht Außen vorgelassen werden. Dennoch darf der technologische Wandel nicht ausgebremst werden.

In einem Zeitalter wo die Arbeitswelt sich im Sinne der digitalen Welt wandelt und Prozesse zunehmend automatisiert werden, bedarf es einer neuen Führung. Produktionsabläufe und Mitarbeiteranforderungen müssen angepasst werden sowie die Mitarbeiterbegegnung neu entwickelt werden muss. Des Weiteren stehen im Zuge der vertrauensbasierten Führung die Themen Kulturtransformation und der Kampf um die Talente auf der Agenda. Was ist nun Chefsache? Neue datenbasierte Geschäftsmodelle und die Gestaltung der digitalen Transformation müssen entwickelt und dabei der Spagat zwischen der Flexibilisierung, der Gewinnmaximierung und dem Schutz der Arbeiternehmerrechte gemeistert werden. Agilität braucht Freiraum und gute Arbeit basiert auf Freiraum. Dazu fehlen Rahmenbedingungen, die die Führungsebene definieren muss.

Welche Aufgaben kommen dadurch auf uns zu? Die Digitalisierung und die zunehmende Datenvielfalt macht alles komplizierter. Wird die klassische Führung doch zunehmend von der Digitalisierung ergänzt, so geht es in der Führungsebene nun darum, Lösungen für die digitale Welt zu finden. Neue Strukturen, Teams und das Management unterliegen der digitalen Transformation sowie dem digitalen Kulturwandel. Zudem muss ein ethisches Manifest zur Technologieverwendung entwickelt und gleichzeitig genug Freiraum für Kreativität und Teamgeist eingeräumt werden. Schlussendlich wird die Führung durch Anleitung, Planung und Gestaltung sowie Coaching ersetzt und die Arbeit digital unterstützt.

Text: Lena Knappmann / Bild. AdobeStock

Zurück zur Hauptübersicht

Weitere Artikel zum Thema