Der Ja-Sager – eine klassische Entscheidungsfalle

von Peter Knappmann, 26.02.2020

Bereits in unserer Kindheit wurde uns beigebracht, dass Hilfe nicht verweigert werden darf, wenn sie geleistet werden kann. Falls die Hilfe nicht erbracht wird, droht uns die Gefahr, als herzlos und egoistisch eingestuft zu werden. Das Nein sagen ist ein Tabu Thema sowohl im Berufs- als auch im Privatleben.

Höflichkeit oder Egoismus

Sind Nein-Sager unkollegial und faul? Warum fällt es so vielen Menschen schwer Nein zu sagen? Es ist oftmals der Reflex, auf die Bitte eines Kollegen direkt mit einer Zusage zu antworten. In diese klassische Entscheidungsfalle tappt der Mensch aufgrund seiner Angst vor Konsequenzen, die sich aus der Absage ergeben könnten. Dabei spielen auch Gedanken, dass die zwischenmenschliche Beziehung gestört werden könnte und auch das eintretende Schuldgefühl bzw. das Gewissen, eine große Rolle.

Sind Sie ein Ja- oder ein Nein-Sager?

Es ist nicht immer ratsam die Wünsche Anderer, ohne wenn oder aber anzunehmen. Es handelt sich um eine unschöne Erwartungshaltung, die dazu führt, dass Anfragen nicht abgelehnt werden können. Das ist weder gesund noch sinnvoll. Wenn Sie auf jede Bitte Ihrer Kollegen und Vorgesetzten eingehen, verlieren Sie Ihre Durchsetzungsfähigkeit, machen sich abhängig von der Meinung der Kollegen und werden ausgenutzt. Des Weiteren kann es dazu führen, dass Sie Ihr Selbstbewusstsein verlieren, Fehler durch zu viel Arbeit machen und im schlimmsten Fall sogar gesundheitlichen Schaden davontragen.

Durchbrechen Sie die eigenen Denkweisen

Lernen Sie Nein zu sagen. Dazu müssen Sie zunächst erkennen, dass Sie sich in dieser klassischen Entscheidungsfall befinden und daraufhin den Grund erforschen. Oftmals lässt sich der Ja-Teufelskreis durch das sogenannte Helfersyndrom erklären, bei dem die Hilfsbedürftigkeit anderer uns das Gefühl der Unersetzbarkeit vermittelt. Weitere Ursprünge liegen in der Kompensation von Minderwertigkeitsgefühlen, in einem falschen Gefühl von Verantwortung und in dem ständigen Vergleich mit anderen. „Ich möchte nichts verpassen“ ist auch oft eine Ausrede. Wenn die Kollegen Sie auf ein Feierabendbier einladen, Sie allerdings noch ein Projekt fertigstellen müssen und auch eine ordentliche Mütze Schlaf vertragen könnten, ist es auch mal besser die sozialen Kontakte ruhen zu lassen, gute Arbeit zu leisten und Ihrem Körper anschließend die wohlverdiente Ruhe zu geben. Umgekehrt gilt das auch für den Chef. Wenn Sie sich zu viel Druck und Arbeitsbelastung ausgesetzt fühlen, sollten Sie sich trauen, auch eine Bitte des Vorgesetzten auszuschlagen. Diese sollte aber mit wohlbedachten Argumenten und überlegten Worten vorgetragen werden. Auch der Chef wird das verstehen. Ist es nun egoistisch Nein zu sagen? Ja und Nein! Es ist ein Selbstschutz. Dieser ist egoistisch, kommt aber dem Arbeitgeber zugute, da Prävention betrieben wird und es weiter gedacht Krankheitsausfälle vorbeugt.

Grundsätzlich gilt: Sie müssen nicht von jedem gemocht werden. Lernen Sie schrittweise auch mal ein bestimmtes, aber höfliches Nein auszusprechen. Setzen Sie Prioritäten und stellen Sie sich die richtigen Fragen hinsichtlich einer langen Sicht, Ihrer Kapazitäten und ob Sie dadurch auch Ihre eigenen Arbeitsziele erreichen können.

Text: Lena Knappmann / Bild: AdobeStock

Zurück zur Hauptübersicht

Weitere Artikel zum Thema