Die Borkenkäferinvasion

von Thorsten Kemmerich, 16.10.2019

Jedes Jahr bilden sich ein bis zwei Generationen Borkenkäfer aus, welche sich besonders in und nach heißen und trockenen Jahren vermehren. Bereits Anfang des Jahres haben wir über den Eichensplintkäfer berichtet, der eine Unterart des Stammschädlings Borkenkäfer (Scolytinae) ist. Anhand seines wirtsspezifischen Verhaltens haben wir Merkmale und Gegenmaßnahmen sowie die Auswirkungen des Befalls erläutert. In diesem Blogpost möchten wir Ihnen den Befall und die Bedeutung der Oberart Borkenkäfer näherbringen.

Aufgrund der Ausbildung von drei kompletten Generationen Borkenkäfer im letzten Jahr, war in 2019 mit einer Borkenkäfer-Invasion zu rechnen. Die vorangegangenen Hitzeperioden hielten die Käfer dazu an, bestimmte und geschwächte Baumgattungen zu befallen und als Wirt zu benutzen.

Hat eine Pflanze Vitalitätsprobleme, welche beispielsweise durch den Transport, die Standortwahl, den Wassermangel oder durch bestimmte Klimafaktoren entstanden sind, werden Stresssignale ausgesandt. Diese erkennt der Borkenkäfer als Signal für Ernährungs- und Vermehrungssubstrate und befällt die Baumbestände. Das äußert sich durch das Welken von Teilen der Krone, Auswurf von Bohrmehl oder Ausfluss von Baumsäften. Zudem ist die Rinde spröde und von unzähligen kleinen Löchern durchzogen. Unter der Rinde kommen die Fraßgänge und die ein bis fünf Millimeter großen Ein- und Ausbohrlöcher der Borkenkäfer und seiner Larven zum Vorschein, durch die der Transport von Kohlenhydraten, Wasser und Nährstoffen in die Speicherorgane unterbrochen wird und Mikroorganismen direkt in die Pflanze eindringen können. Die Folgen für den Baumbestand sind tiefgreifende Schäden und letztendlich das Absterben des Baumes, denn in der Regel wird der Befall zu spät erkannt. Was der Borkenkäfer angerichtet hat, kann leider nicht mehr geheilt werden.

Gelten die Borkenkäfer eigentlich als Waldschädlinge, kommen sie doch auch in unseren Privatgärten vor. Dort befallen die Borkenkäfer immer häufiger Obst- und Ziergehölze. Sind die Pflanzen bereits mit dem Borkenkäfer befallen, ist eine Schädlingsbekämpfung nicht erfolgsversprechend, da die Larven unter der Rinde nicht mit dem Präparat in Kontakt kommen würden.

Das Borkenkäferjahr ist noch nicht vorbei. Intensive Bekämpfung sollte jetzt geschehen, um schlimmere Auswirkungen im nächsten Jahr zu vermeiden. Bereits vor, während und nach der Pflanzung sollten alle möglichen Maßnahmen getroffen werden, um den Stress der Pflanzen zu vermeiden. Beispielsweise sollte die Standortwahl kritisch hinterfragt, eine bedarfsgerechte Wasserversorgung gewährleistet sowie die Vitalität der Pflanze bereits vor der Pflanzung überprüft werden. Des Weiteren muss der Baumbestand stets kontrolliert und bruttaugliches Material vom gesunden Bestand abgegrenzt werden, um den Befallsdruck zu reduzieren. Bereits befallenes Material sollte fernab vom Befallsort entsorgt werden, um einen Rückflug der Käfer zu verhindern.

Text: Lena Knappmann / Bild: AdobeStock  

Zurück zur Hauptübersicht