Heute entscheidet sich unsere Zukunft: Die Krise als Chance nutzen

von Laura Knappmann, 18.03.2020

Absolute Entschleunigung – die Pausetaste vom Alltag wurde gedrückt. Stillstand. Vom aktiven Leben in eine Ruhephase, von der wir noch nicht wissen wann sie endet. Gleichzeitig werden wir rund um die Uhr mit Meldungen zur Corona-Krise konfrontiert, was Unsicherheit und Ängste in der Gesellschaft hervorruft. Apropos Gesellschaft: Auch die Bedeutung von Gesellschaft und Solidarität wird auf den Prüfstand gestellt. Neben der Tatsache, dass wir uns plötzlich mit uns selbst beschäftigen müssen, stellt sich auch die Frage wie sich in Zeiten von Hamsterkäufen unsere Gesellschaft entwickelt. In einer entschleunigten Zeit bedeuten diese Themen doch viel Unruhe. Ich möchte den heutigen Blogpost gerne dazu nutzen, um mir und vielleicht auch Euch und Ihnen etwas mehr Klarheit über die Bedeutung dieser Krise zu verschaffen. Ich wünsche mir, dass wir diese Krise als Chance sehen und nutzen, und mit einem neuen Verständnis sowie neuer Orientierung aus dieser hervorgehen.

Heute entscheidet sich die Zukunft

Ein großer Satz, aber ich denke er ist wahr. Wir befinden uns in einer unvergleichlichen Situation, die die Regierung, das Gesundheitssystem, die Wirtschaft sowie die Bürger vor große Herausforderungen stellt. Heute kommt es darauf an was wir aus dieser Situation lernen und wie sich dieses Learning auf unser zukünftiges Denken und Handeln auswirkt.

Sich selbst ertragen

Wir haben viel Zeit – vor allem mit uns selbst. Und ich glaube das ist die größte Herausforderung für viele Menschen. Können wir uns selbst ertragen? Wie verbringen wir die Zeit mit uns allein? Ich denke viele Menschen haben das „allein sein“ verlernt. Durch den ständigen Aktionismus und die Schnelllebigkeit fanden wir vor Corona selten oder nie die Zeit uns mit uns selbst zu beschäftigen. Jetzt sind wir dazu gezwungen. Die viele freie Zeit mit uns selbst bringt uns zur Ruhe und zwingt uns dazu, dass wir uns mit uns selbst auseinandersetzen. Wir lernen zur Ruhe zu kommen und denken über unser Leben, unsere Einstellung und den Sinn unseres Lebens nach. Die Zeit der Ruhe bedeutet mehr Tiefgang für uns alle, aber die Krise wird auch Dinge sichtbar machen. Dinge, die schon lange ins uns schwelen, die wir vorher verdrängt haben. Wir haben jetzt die Chance uns diesen Dingen zu stellen und uns von ihnen zu befreien. Ich denke aufgrund dieser Tatsache ist die Krise natürlich hart, aber die Befreiung von Altlasten kann auch sehr beglückend sein.

Was wirklich im Leben zählt

In Zeiten der Corona-Krise und vielleicht auch unserer eigenen Sinnkrise, die sich aus der vielen Zeit mit uns selbst ergibt, wird unser Verstand revitalisiert. Es herrscht Windstille. Während wir uns mit unserem Leben und dessen Sinn beschäftigen und mit dem täglichen Verzicht auf Konsum und soziale Kontakte konfrontiert werden, merken wir was uns wirklich wichtig ist – die existenziellen Dinge. Worauf kannst du verzichten? Was ist wirklich notwendig? Ist es das Kaufen einer neuen Jeans oder doch die Umarmung einer guten Freundin? Was vermissen wir in diesen Zeiten und mit welchem Verlust können wir nicht leben? Ich denke in diesen Zeiten werden wir alle merken, dass Konsum und Wohlstand nichts ist, wenn man ihn nicht leben kann und vor allem nicht die Menschen um sich herum hat, mit denen man es teilen und erleben kann. Der Mensch kann nicht ohne soziale Kontakte leben.

Der Mensch wirkt als Mensch

Genau in diesen Zeiten wird der Mensch wichtig. Nicht seine Funktion oder Position, sein Kontostand oder Haus, sondern der Mensch als Mensch. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen - es werden sich die guten von den schlechten Menschen sowie die guten von den schlechten Unternehmen unterscheiden.  Unternehmen, in denen Menschlichkeit, Wertschätzung und Solidarität wichtige Werte sind, werden gestärkt und mit zufriedenen und loyalen Mitarbeitern aus der Krise hervorgehen. Die Unternehmen, in denen alte Geschäftsmodelle herrschen und der Profit noch wichtiger ist als Werte, werden nicht überleben. Denn die Menschen werden das Verhalten ihrer Chefs in dieser Krise in ihrem Leben nicht mehr vergessen und eine andere Einstellung zu ihrem Unternehmen entwickeln. Der Mensch und seine Handlungen werden gemessen, nicht seine Funktion, Position oder sein Einfluss.

Wertschätzung und Dankbarkeit

Diese ganze Situation hat meiner Meinung nach auch etwas Gutes. Dadurch dass wir uns mit uns selbst und unserem Leben beschäftigen, merken wir nicht nur was wirklich wichtig ist, sondern auch dass wir diese Dinge viel mehr wertschätzen sollten. Ich für meinen Teil bin in dieser Zeiten sehr sentimental, weil ich merke was für ein tolles Leben ich habe. Ich bin dankbar für meine Familie und Freunde, dafür, dass alle meine Lieben gesund sind, für unser Unternehmen und unsere tollen Mitarbeiter, die uns immer unterstützen und auch diese Krise mit uns meistern werden. Ich bin dankbar, dass ich in Deutschland lebe und wir so ein gut organisiertes und strukturiertes System haben. Ich mache mir keine Sorgen darüber, dass es bald nichts mehr zu essen gibt und weiß, dass unser Land diese Krise meistern wird. Für all diese Dinge bin ich sehr dankbar und lerne das erste mal richtig mein Leben zu wertschätzen. Über viele dieser Dinge habe ich mir vorher keine Gedanken gemacht, sondern sie alle als selbstverständlich und gegeben angesehen. Aber das sind sie nicht! Ich denke Wertschätzung und Dankbarkeit wird – zumindest für mich – ein wichtiger Aspekt auch nach der Krise sein. Das hat mich Corona zumindest jetzt schon gelehrt.

Auf der Suche nach einem neuen Verständnis des Zusammenlebens

Wir müssen eine neue Balance finden. Wie wollen wir weiterleben nach der Krise? Bleibt alles wie es ist oder wollen wir neue Wege gehen? Welches Verständnis von Solidarität und Gesellschaft wird nach dieser Krise bestehen? Wie können und wollen wir miteinander zusammenleben? Welche Probleme werden wir angehen? Ich kann mir vorstellen, dass in dieser Krise erst die richtigen Probleme aufgedeckt werden. Das sind keinesfalls unbekannte Probleme, aber vielleicht aufgrund bestimmter politischer und medialer Stoßrichtungen eher unliebsame Probleme. Ich finde nach Corona sollten wir uns mit den sozialen Berufen und dessen fairer und angemessener Bezahlung auseinandersetzen, anstatt darüber zu sprechen ob m/w/d hinter eine Stellenausschreibung geschrieben werden muss. Lasst uns die wirklich wichtigen Dinge, die für die Menschen und die Gesellschaft notwendig sind, besprechen. Lasst uns die Dinge angehen, die die Zukunft bestimmen. Lasst uns eine neue Gesellschaft werden, der Solidarität, Unterstützung, Wertschätzung und Werte wichtiger sind als Profit, Machtkämpfe und Egoismus!

Text: Laura Knappmann / Bild: AdobeStock

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