Ist Loyalität noch aktuell?

von Laura Knappmann, 21.06.2019

Was bedeutet Loyalität in der heutigen Zeit? Wer ist wem gegenüber loyal? Loyalität von Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern – oder auch im privaten Umkreis: Loyalität von Freunden, Partnern, Familie – welchen Wert hat dieser Wert noch? Ist Loyalität überhaupt ein Wert? Ist Loyalität noch eine einforderbare Tugend? Irgendwie ist dieser Begriff etwas eingestaubt und man fragt sich: Ist Loyalität noch aktuell? Oder wieso hat man den Eindruck, dass die Menschen nicht länger gegenüber sich selbst und anderen loyal sind?

All diesen Gedanken möchte ich in meinem heutigen Blogpost nachgehen und auch Ihnen den einen oder anderen Denkanstoß dazu geben.

Definition Loyalität

Zunächst habe ich mich gefragt: Was ist denn eigentlich Loyalität und wie wird das definiert? Obwohl ich in der Schule gelernt habe, dass Wikipedia keine wissenschaftliche Quelle darstellt, habe ich dennoch das Wort „Loyalität“ dort gesucht und bin auf eine überraschend gute und wahre Definition gestoßen.

Loyalität bezeichnet die auf gemeinsamen moralischen Maximen basierende oder von einem Vernunftinteresse geleitete innere Verbundenheit und deren Ausdruck im Verhalten gegenüber einer Person, Gruppe oder Gemeinschaft. Loyalität bedeutet, im Interesse eines gemeinsamen höheren Zieles, die Werte (und Ideologie) des Anderen zu teilen und zu vertreten bzw. diese auch dann zu vertreten, wenn man sie nicht vollumfänglich teilt, solange dies der Bewahrung des gemeinsam vertretenen höheren Zieles dient. (Quelle: Wikipedia)


Loyalität als Wertvorstellung

Die Loyalität wird hier als moralische Maxime, also als eine Wertvorstellung beschrieben. Loyalität ist demnach etwas, das fest verankert im Verständnis einer Person ist – quasi wie eine Charaktereigenschaft, es besteht eine intrinsische Motivation loyal zu sein. Es ist die Eigenschaft sich einem Menschen, einer Organisation oder Institution oder einer Sache verbunden zu fühlen. Diese Verbundenheit drückt sich durch das darauf abgezielte Verhalten aus. Ist Loyalität nicht als Grundwert verankert, kann sie auch neu entstehen. Loyale Kunden- oder Mitarbeiterbeziehungen entstehen beispielsweise dadurch, dass Vertrauen aufgebaut wird, Zufriedenheit besteht und ein Nutzen wahrgenommen wird. Dieser Nutzen kann sowohl materieller als auch immaterieller sein. Ich denke allerdings, dass vor allem der immaterielle Nutzen zu wahrer Loyalität führt – sowohl bei Kunden als auch bei Mitarbeitern. Denn Geld motiviert nur kurzfristig, die wahre Motivation wird durch menschliche Faktoren bestimmt.

Loyalität aus Vernunft

Loyalität kann auch durch das sogenannte Vernunftinteresse gesteuert werden. Diese Begrifflichkeit appelliert an die menschliche Vernunft und das Verfolgen der richtigen Dinge. Loyalität funktioniert also auch ohne Werte und moralische Maximen und kann ebenso aus der Vernunft heraus entstehen. Ich denke Loyalität aus Vernunftinteresse heraus ist demnach viel schwieriger zu verfolgen, als die Loyalität, die auf innerlich verankerten eigenen Vorstellungen basiert. Loyalität aus Vernunftsinteresse hat für mich etwas mit Selbstlosigkeit und Größe zu tun, denn in einem solchen Fall verzichte ich auf mein eigenes inneres Interesse und schließe mich aus Vernunftsgründen einer anderen Sache an, die ich im Normalfall nicht unterstützen würde, oder?

Loyalität ist ein Effekt

Ob als Wertvorstellung oder aus Vernunft, Loyalität ist nicht direkt steuerbar, sondern ein Effekt. Als Unternehmen hat man es in der Hand, ob in der direkten Umgebung (Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten etc.) Loyalität entsteht oder nicht. Durch das eigene Verhalten nach innen und außen werden die Maßstäbe für Loyalität gesetzt. Die wichtigste Frage dabei ist allerdings: Sind sie selbst loyal? Denn nicht umsonst heißt es: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Ihr eigenes Verhalten spiegelt demnach auch das Verhalten Ihres Umfeldes wider. Sind Sie ein sehr loyaler Mensch, Unternehmer, Mitarbeiter oder Kunde, so wird die Gegenseite Ihnen das (im Idealfall) auch zurückgeben.

Loyalität auf dem absteigenden Ast?

Vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels spielt Loyalität eine umso wichtigere Rolle im Rahmen der Mitarbeitergewinnung und –bindung. Bei all den Studien über das Verhalten bestimmter Generationen, die Schwierigkeit optimal qualifizierte Mitarbeiter bzw. überhaupt Mitarbeiter zu finden, kommt für mich auch immer wieder das Thema Loyalität ins Spiel.

Auch wir haben erlebt, dass uns Mitarbeiter verlassen haben, dass die Verbindlichkeit nicht gegeben und demnach auch die gegenseitige Loyalität nicht entstehen konnte. Woran liegt das? Ich denke zum einen liegt es tatsächlich am Typ Mensch und den gestiegenen Anforderungen der Mitarbeiter an ein Unternehmen. Zum Anderen liegt es aber auch an der persönlichen Entwicklung und veränderten Zielvorstellungen. Heutzutage ist es normal, dass Mitarbeiter nicht mehr ihr Leben lang einem Unternehmen treu sind. Viel mehr möchten die Menschen heute vielfältige Erfahrungen sammeln und legen sich erst viel später auf ein Unternehmen oder einen Job fest.

Was können wir als Unternehmer dagegen oder dafür tun?

Ja, das ist eine gute Frage. Was können wir tun, um qualifizierte und gut ins Unternehmen passende Mitarbeiter zu finden und zu binden bzw. sie zu loyalen Mitarbeitern zu machen? Ich denke die Kunst liegt hierbei in zwei Dingen.

  1. Mein Unternehmen braucht einen klaren Fokus und Zielvorstellungen. Mein Unternehmen muss Authentizität und Integrität ausstrahlen und zu sich und seinen Werten stehen.
  2. Ich suche nur die zu mir passenden Mitarbeiter und stärke somit meine Unternehmenskultur und den Teamgeist. Das Einstellen nicht geeigneter Leute, nur aus der Not heraus, hat dabei den gegenteiligen Effekt.


Ich weiß, dass es in Zeiten des aktuellen Fachkräftemangels schwierig ist, vor allem den zweiten Punkt, umzusetzen, aber es ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Nur so können Sie selbst Ihren Mitarbeitern loyal sein und auch Loyalität bei Ihren Mitarbeitern entstehen lassen. Gleiches gilt übrigens auch für Kunden, Lieferanten und andere Geschäftspartner.

Ich kann Ihnen in diesen Zeiten nur raten: Bleiben Sie sich treu, kommunizieren Sie das nach außen und haben Sie Geduld.

Text: Laura Knappmann / Bild: AdobeStock

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