Nachhaltigkeit. Herkunft eines Leitbildes

von Dirk Binnewies, 13.05.2020

Rationelles Wirtschaftsdenken war der Ausgangspunkt für einen Nachhaltigkeitsbegriff, der sich zunächst nur auf eine dauerhafte Ressourcennutzung bezog und in der Waldbewirtschaftung seinen Ursprung fand.

Der immense Holzbedarf der Salinen und Bergwerke führte schon in mittelalterlichen Forstordnungen dazu den Wald dauerhaft zu erhalten, um den Holznachschub zu sichern. Der Berghauptmann VON CARLOWITZ, Sohn eines kursächsischen Oberforstmeisters, hat in seinem Buch „Sylvicultura oeconomica“ 1713 das erste umfassende Werk über Forstwirtschaft verfasst und darin erstmals eine „continuirliche, beständige und nachhaltende Nutzung“ beschrieben.

Seither hat der Begriff der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft eine beachtliche Entwicklung durchlaufen und ist vom Synonym eines zunächst nur ökonomischen Prinzips zu einem alle Lebensbereiche umfassenden Leitbildes geworden.   

Mit dem Aufkommen der Kritik an der neoklassischen, vom Konzept des Wachstums geprägten Wirtschaftstheorie und der Umweltbewegung in den 1970er-Jahren hat sich ein globaler Nachhaltigkeitsdiskurs entwickelt. Die 1972 veröffentliche Studie „Grenzen des Wachstums“, verfasst von Dennis Meadows vom Massachusetts Institut of Technology für den „Club of Rome“ hat in aufwendigen Simulationen plastisch und drastisch aufgezeigt, dass ein „weiter so“ mit einer anhaltenden Zunahme der Weltbevölkerung, Industrialisierung, Umweltverschmutzung, Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen -und endlichen- Rohstoffen die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht werden. Die Studie hat aber nicht nur ein düsteres Zukunftszenario gezeichnet, sondern auch Lösungsstrategien entwickelt wie die Herstellung eines ökologischen und wirtschaftlichen Gleichgewichtszustands noch möglich ist.  

Aber erst 1987, mit dem Brundtlandt-Report, vorgestellt von der früheren norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland für die Vereinten Nationen hat sich eine Definition von Nachhaltigkeit etabliert:

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“  

Spätestens seit dem Umweltgipfel von Rio de Janeiro 1992 hat sich der Begriff der nachhaltigen Entwicklung (sustainable develoment) in vielen Köpfen festgesetzt und einen Aufschwung erfahren, der sich bis heute fortsetzt.

In den zahlreichen Umwelt- und Klimakonferenzen nach Rio bemühen sich Teile der Weltgemeinschaft den Nachhaltigkeitsbegriff mit Leben zu füllen und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, um eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen zu sichern.

Text: Lena Knappmann / Bild: AdobeStock

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