von Franziska Hübner, 04.09.2019
Bei Neophyten handelt es sich um Pflanzen, die über Vektoren bzw. Transportmittel der Welthandelswege eingewandert sind. Hat dies einerseits unsere Pflanzenvielfalt vergrößert, besteht andererseits auch der negative Aspekt, dass einheimische Arten verdrängt werden. In Teil 1 dieser Blogreihe haben wir kurz über das drüsige Springkraut berichtet und wollen nun in diesem Beitrag auf einen weiteren Neophyten eingehen.
Haben Sie schon einmal etwas von der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) gehört? Garantiert ist Ihnen die bis zu vier Meter hohe Staude, auch Herkulesstaude genannt, schon am Straßenrand aufgefallen. Besonders gut erkennen können Sie den Neophyten am Stängel, der bis zu 10 Zentimeter dick ist und rote Flecken aufweist. Aus der Rosette der Pflanze bilden sich stark gefiederte Blätter und weiß bis rosa Blüten, die einen Durchmesser bis zu 50 Zentimeter erreichen können. Oftmals kommt es zu einer Verwechslung mit der Wiesenbärenklau, die wesentlich kleiner als die Herkulesstaude ist und auch keine rötlichen Flecken am Stängel aufweist.
Ende des 19. Jahrhunderts, als die Staude als Zierpflanze in Europa eingeführt wurde, war man sich der aggressiven und giftigen Ausprägung anscheinend nicht bewusst. Denn der Riesen-Bärenklau ist nicht nur ein störendes Unkraut, sondern auch sehr aggressiv und verdrängt andere heimische Pflanzenarten. Darüber hinaus verursacht sie bei Hautkontakt schwere Verbrennungen. Die unterschätzte Zierpflanze ist ein invasiver Neophyt, der bis zu 30.000 Samen ausbilden kann, die schwimmfähig sind und größere Distanzen überwinden können. Die Pflanze lässt sich gerne auf nährstoffreichen und nicht zu trockenen Standorten, wie beispielsweise an Flüssen, Bächen, auf Brachland oder an Wegesrändern, aber auch im Garten, nieder.
Die bei Hautkontakt verursachten Hautverbrennungen entstehen durch die Verbindung von UV-Licht und dem Pflanzensaft, dem sogenannten Furocumarine, welche den natürlichen UV-Schutz unserer Haut außer Kraft setzen und es somit zur fototoxischen Reaktion kommt. Die Auswirkungen sind Juckreiz, Rötungen und Bildung von Blasen, wobei die Heilung Wochen dauern und auch Narben hinterlassen kann. Sind Sie versehentlich in Kontakt mit der Staude gekommen, raten wir Ihnen die betroffene Hautpartie sofort abzudecken, um sie vor Sonnenlicht zu schützen und schnell mit Wasser abzuwaschen. Sind Sie ein empfindlicher Hauttyp oder sogar Allergiker, sollten Sie direkt zum Notarzt gehen.
Aufgrund der aggressiven Eigenschaften sollten Sie bei der Bekämpfung der Riesen-Bärenklau in jedem Fall Schutzkleidung inklusive einer Schutzbrille tragen. Die beste Zeit zur Entfernung der Staude ist im Frühjahr abends oder bei bedecktem Himmel. Dabei graben sie den oberen Teil der Wurzel aus, indem der Austrieb stattfindet, und stechen mindestens zehn Zentimeter unterhalb der Erdoberfläche die Wurzel durch und heben sie aus. Die verbleibenden Wurzelreste verrotten dann im Boden. Entsorgen Sie die Wurzeln im Hausmüll oder verbrennen Sie diese, aber werfen Sie sie niemals auf den Kompost, da sich ansonsten neue Triebe ausbilden können. Der Zeitraum Mitte Juli bietet sich für eine weitere Bekämpfungsmaßnahme an, bei der Sie die Samen- und Blütenstände der Pflanze abschneiden. Damit die Samen nicht herausfallen, stülpen Sie am besten eine dichte Tüte über den ganzen Blütenstand und trennen die Blüte erst dann ab. Wichtig ist, dass Sie die bekämpften Flächen monatlich kontrollieren, ob sich nachtreibende Pflanzen ausgebildet haben, um diese dann direkt zu entfernen.
Die genannten Bekämpfungsmaßnahmen sind mit einem sehr hohen Arbeitsaufwand verbunden und daher nur für kleine Bestände und einzelne Pflanzen geeignet. Die Alternative für größere betroffene Flächen ist, dass Sie die Riesen-Bärenklau abmähen. Diesen Vorgang müssen Sie öfters wiederholen, um sicherzustellen, dass sich auch wirklich keine neuen Austriebe bilden. Bestreuen Sie die betroffene Fläche am besten direkt mit Saatgut schnell und dicht wachsender Gräser, da sie den restlichen Riesen-Bärenklau Samen das Licht zum Keimen nehmen. Grundsätzlich wird bei dieser Methode allerdings der Austrieb nur verlangsamt und führt nicht zum Absterben der Pflanze.
Falls Sie demnächst auf dem Weg zur Arbeit, zum Friseur oder zum Einkaufen eine Riesen-Bärenklau entdecken, machen Sie lieber einen großen Bogen um die Pflanze, um Verbrennungen zu vermeiden. Übrigens: Pflanzenschutzmittel für die Bekämpfung der Riesen-Bärenklau sind nicht zugelassen.
Text: Lena Knappmann / Bild: AdobeStock
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