Prozessoptimierung durch digitale Schnittstellen und Arbeitsweisen

von Christopher Kuhl, 15.05.2019

In der heutigen Zeit, werden Bauprojekte auf der einen Seite  immer komplexer, auf der anderen Seite wollen die Auftraggeber diese Projekte möglichst kostengünstig und in immer kürzerer Zeit realiseren. Auf den ersten Blick ist hier ein Widerspruch zu erkennen, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass für die Abwicklung der Projekte, sowohl auf der Baustelle als auch im Büro Fachkräfte fehlen bzw. fehlen werden. Ob sich durch ein Mehr an Personal die Bauzeit wirklich verkürzen ließe, darf in Frage gestellt werden. Um das Ziel der Bauzeitverkürzung dennnoch zu erreichen, bedarf es also anderer Wege.

Das Schlagwort ist Prosessoptimierung. Als Beispiel kann hier eine Fertigungsstraße/Montagestraße aus der Automobilindustrie dienen. Hier sind alle notwendigen Prozesse im Vorfeld geplant. Diese Fertigungsstraße hat eine Hauptlinie, auf dem das Auto zusammengesetzt wird und Nebenlinien auf denen einzelne Bauteile (Motor , Getriebe, Sitze, etc.) gefertigt werden und exakt zur richtigen Zeit an der Hauptlinie zum Einbau ankommen. Die Nebenlinien wiederum haben nochmals Zulieferlinien, usw. usw. Diese vorgeplante Prozesskette ermöglicht es, dass an jedem Abschnitt der Fertigung, zu jeder Zeit, genau die Ressourcen anstehen, die benötigt werden. Auch die Auswirkungen von Verzögerungen in einem Teil der Prozesskette auf den Gesamtprozess können so im Vorfeld durchgespielt und die Konsequenzen abgeschätzt werden.

Überträgt man diese Prozesskette in die Baubranche, wäre die Hauptlinie die Entstehung des Bauwerks. Die Nebenlinien wären die einzelnen Gewerke und die Zulieferlinien die Prozesse innerhalb der einzelnen Gewerke, bzw. innerhalb der auführenden Firmen. Solch eine Optimierung kann nur digital gelingen. Hierzu müssen alle verfügbaren digitalen Tools genutzt und optimal vernetzt werden.

Wir als Landchaftsbauunternehmen können zur Optimierung des Gesamtprozesses beitragen, indem wir unsere Zulieferlinie optimieren. Dies geschieht auf verschiedenen Wegen. Zum Einen versuchen wir unseren Bauablauf, unter Rücksichtnahme auf auftraggeberseitige Fixtermine, schon vor Baustart von Anfang bis Ende durchzuplanen. Hierzu wird ein Bauzeitenplan erstellt, der alle den Bauprozess betreffenden Vorgänge, deren Abhängigkeit untereinander, sowie deren Dauer beinhaltet. Er wird dem Auftraggeber für die Koordination mit anderen Gewerken zu Verfügung gestellt . Der Bauzeitenplan beinhaltet aber nicht nur die Vorgänge sondern auch die hierfür nötigen Ressourcen (Personal, Maschinen, Material, Fremdleistung). Wichtige Meilensteine und Fixtermine können mit Outlookaufgaben verknüpft werden. Zum anderen versuchen wir auch die Abläufe im Büro zu optimieren. Hier steht unsere Branchensoftware im Mittelpunkt. Dort fließen alle Informationen rund um ein Projekt zusammen. So. zum Biespiel die Daten der digitalen Zeiterfassung, Eingangs- und Ausgangsrechnungen, Vor-, und Nachkalkulation, der Schriftverkehr, Aufmaßlisten aus CAD und vieles mehr. Die digitalen Schnittstellen ermöglichen beispielsweise einen automatischen Austausch zwischen der Zeiterfassung, der Branchensoftware und der Buchhaltung. Mit dem Programm für die Zeiterfassung, werden auch die Bautagebücher erstellt. Die Informationen der Bautagebücher wiederum, fließen in die Nachkalkulation ein. Die hier eingesparte Ressource Zeit, kann in anderen Bereichen eingesetzt werden.  

Der wichtigste Punkt für die Optimierung des Bauablaufes, ist und bleibt jedoch eine vorrausschauende offene und ehrliche, teilweise digital unterstützete, Kommunikation zwischen Baustelle, Büro, Planer und Auftraggeber. Unser Ziel ist es Probleme im Bauablauf zu erkennen und zu lösen, bevor sie akut werden, um Behinderungen und Stillastandzeiten, sowie die damit für die Auftraggeberseite verbundenen Kosten zu vermeiden. Sollte es dennoch ein akutes Problem auf der Baustelle gben, ist schnelles Handeln gefragt. Der vor Ort tätige Polier macht Bilder von der Situation sendet diese an das Büro - man telefoniert, tauscht sich aus und erarbeitet verschiedene Lösungsvarianten. Die Lösungsvarianten werden an den Auftraggeber weitergeleitet. Anschließend werden diese telefonisch durchgesprochen und sich  im besten Fall,  für eine entschieden. Im Idealfall werden so Probleme, je nach Art und Größe noch am selben Tag gelöst. Die schnelle Lösungsfindung ist aber nur möglich, da wir aufgrund der digitalen Tools, die Möglichkeit haben alle Konsequenzen des Problems und der einzelnen Lösungsvorschläge zu erkennen und in Zusammenarbeit mit unseren Kunden abzuwägen.

Die Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten und bringt der Baubranche immense Vorteile. Sie kann aber nur so gut sein, wie die Bereitschaft der Menschen diese zu verinnerlichen. Man sollte sich aber auch immer bewusst sein, dass die zwischenmenschliche Kommunikation durch nichts zu ersetzen ist. Denn nur sprechenden Menschen kann geholfen werden…

Text: Christopher Kuhl / Bild: AdobeStock

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