Schluss mit Work-Life-Balance - Lebe dein Leben

von Laura Knappmann, 15.01.2020

Flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice, Zusatzleistungen für Arbeitnehmer, Kindergartenzuschuss, Gutscheinkarten, Ruheraum, Billiardtisch, Tablets für unterwegs, Dienstwagen, 35 Tage Urlaub, Vertrauensarbeitszeit, hohes Einkommen, Gesundheitsmanagement, Unterstützung bei Sehhilfen … Viele Services, die ein Unternehmen heutzutage leisten muss, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Das alles hat noch nicht so viel mit Work zu tun, sondern eher mit Balance, oder? Das Verständnis von Work-Life-Balance hat sich meiner Meinung nach gesellschaftlich falsch entwickelt. Möglichst viel Freizeit, Vorteile für den Arbeitnehmer und arbeitsfreie Zeit bei dennoch gutem Einkommen und vielen Arbeitgeber-Services stehen mehr im Fokus als die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im ausgewogenen Verhältnis.  

Was ist eigentlich Work-Life-Balance?

Laut Definition des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bedeutet Work-Life-Balance „eine neue, intelligente Verzahnung von Arbeits- und Privatleben vor dem Hintergrund einer veränderten und sich dynamisch verändernden Arbeits- und Lebenswelt.“ Das ist die theoretische Definition, die eine Balance von Familie und Beruf, ohne Verzicht auf Karriereperspektiven oder weniger Zeit für die Familie, ermöglichen soll. Grundsätzlich ist die Idee von Work-Life-Balance sehr sinnvoll und soll auch für Unternehmen positive Effekte, wie beispielsweise eine gesteigerte Produktivität durch zufriedenere Mitarbeiter oder eine nachhaltige Unternehmensrendite durch die Identifikation der Belegschaft mit dem Unternehmen, ermöglichen. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Für mich ist Work-Life-Balance tatsächlich ein etwas negativ behafteter Begriff, der meiner Meinung nach, oft – sowohl von Beschäftigten als auch von Unternehmen –  fehlinterpretiert wird.  

Die menschlichen Bedürfnisse als Grundlage eines erfüllten Lebens

Ich möchte die Thematik gerne etwas philosophisch angehen und den sogenannten „Sinn des Lebens“ ansprechen. Bekanntlich haben wir nur ein Leben und dieses sollten wir sinnvoll nutzen und vor allem so leben, dass es uns erfüllt und unsere Bedürfnisse befriedigt. Nach Maslow hat der Mensch verschiedene Bedürfnisse, wobei die Selbstverwirklichung (das Erkennen und Entfalten des eigenen Potenzials) an der Spitze der menschlichen Bedürfnisse steht.

Quelle: AdobeStock  

Dies bedeutet, dass die sogenannten Defizitbedürfnisse, wie

  • Grundbedürfnisse (Essen, Schlafen, Sex)
  • Sicherheit (Wohnen, Arbeit, Einkommen)
  • Soziale Bedürfnisse (Partner, Freunde, Liebe)

befriedigt sein müssen, damit Selbstverwirklichung erreicht werden kann.

Die Selbstverwirklichung und die sogenannten Ich-Bedürfnisse (Anerkennung, Geltung) sind Wachstumsbedürfnisse und spielen eine entscheidende Rolle im Leben eines Menschen. Denn Anerkennung und Selbstverwirklichung haben einen entscheidenden Einfluss darauf, ob der Mensch sein Leben genossen hat und mehrheitlich positive Gefühle hatte.

Anerkennung und Selbstverwirklichung als Schlüssel zum absoluten Glück

Grundsätzlich strebt der Mensch ständig nach Geltung und zehrt seine Selbstzufriedenheit aus der Wertschätzung und Anerkennung aus seinem Umfeld. Natürlich wird Anerkennung/Wertschätzung auch durch Liebe vermittelt, so dass die Befriedigung dieses Bedürfnisses zumindest aus dem sozialen Umkreis her erfolgt. Doch den meisten Menschen ist dies nicht genug und sie streben nach mehr – nach Selbstverwirklichung zur Generierung von Anerkennung und Wertschätzung von anderen und sich selbst.

Der Theorie nach verhilf Selbstverwirklichung also zu einem glücklichen Leben. Die individuelle Selbstverwirklichung kann dabei viele verschiedene Facetten haben: eine erfolgreiche Karriere, die Erreichung sportlicher Ziele oder die Gründung eines eigenen Unternehmens. Im Prinzip geht es darum sein eigenes Potenzial (ungeachtet der anderen Bedürfnisparameter) zu entfalten und etwas Eigenes zu schaffen. Aufgrund der genannten Definition kann demnach die Gründung einer Familie oder der Bau/Kauf eines Eigenheimes nicht direkt dem Thema der Selbstverwirklichung zugeordnet werden.

Arbeiten als erfüllender Faktor im Leben

Der Aspekt Karriere und Erfolg im Beruf sollte demnach im Rahmen von Work-Life-Balance nicht zu sehr aufs Abstellgleis gestellt, sondern eher in den Fokus gerückt werden. Denn die Selbstverwirklichung im Job ist ein nicht zu unterschätzender Faktor der eigenen Zufriedenheit, wie die nachfolgende Visualisierung zeigt:

Quelle: karrierebibel   

Arbeiten ist ein wesentlicher Bestandteil und vor allem auch nicht wegzudenkender Aspekt unseres Lebens (allein aus finanzieller Sicht). Wieso also zerreden wir die ganze Thematik und entwickeln in der Gesellschaft die Einstellung, dass der Arbeitgeber ein tolles Arbeitnehmerangebot unterbreiten muss, um Mitarbeiter zu gewinnen und diese zufrieden zu stellen? Um dann wiederum zu hoffen, dass sie auch glücklich genug sind, um bei ihm zu bleiben? Wann wurde der Arbeitgeber zum Feind des Mitarbeiters erklärt?

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich sage nicht, dass Arbeitgeber nicht für ihre Mitarbeiter verantwortlich sind und deren Bedürfnisse ignorieren sollten. Ganz im Gegenteil. Wir bei KNAPPMANN entwickeln jeden Tag unser Angebot für Mitarbeiter weiter und haben das Ziel unsere Mitarbeiter zufrieden zu machen. Sie sollen sich bei KNAPPMANN zu Hause fühlen und jeden Tag gerne zur Arbeit kommen. Doch sollte dies nicht auch das Bedürfnis jedes Mitarbeiters sein? Sollte nicht jeder Mitarbeiter auch ein Interesse daran haben sich selbst und das Unternehmen weiterzuentwickeln, um im Endeffekt die eigene Selbstverwirklichung zu fördern oder sogar zu erreichen?  

Ist Selbstverwirklichung und Zufriedenheit gesellschaftlich nicht gewollt?

Ich möchte nicht die Menschen verurteilen, denn ich denke jeder Mensch hat dieses Bedürfnis in sich und strebt danach sich zu verwirklichen. Und selbst wenn manche Menschen dieses Bedürfnis nicht empfinden, ist es auch nicht schlimm.

Meiner Meinung nach ist die Gesellschaft das Problem, die uns suggeriert, wenig zu tun reicht, um zufrieden zu sein. Auf Freiheit, Rechte und Individualität zu verzichten ist angesagt? Sich nur noch dem gemeinschaftlichen und nicht dem eigenen Wohl zu verpflichten ist en vouge?

Nein! Lasst uns das ganze Thema Work-Life-Blance über Board werfen und unser Leben wieder selbst in die Hand nehmen. Was macht dich glücklich im Leben? Was möchtest du tun, erreichen und bewirken? Wo willst du deinen Fußabdruck auf unserer Erde hinterlassen? Was sind deine Ziele? Wie willst du dein Leben gestalten? Wie auch immer: Lebe DEIN Leben!

Text: Laura Knappmann / Bild: AdobeStock

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