von Alexander Pabst, 11.09.2019
Die Ursprünge der Steingärten gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Im Rahmen des beginnenden Tourismuszeitalters entdeckten britische Bergsteiger die Schönheit der alpinen Vegetation und begannen diese nach Hause auf die Insel zu verschiffen. Tonnenweise Geröll und Felssteine wurden neugestaltet, sowie Enzian und Co. umgesiedelt. Im feuchten Klima der Insel gediehen diese jedoch nur schwerlich. Seid einiger Zeit erleben Steingärten ein weiteres Comeback in unseren Lebensräumen. Durch den Trend der puristischen Architektur passen diese minimalistischen, schlichten Gärten bestens zur optisch reduzierten Formsprache moderner Häuser. Zusätzlich steigt die Anzahl der Hausbesitzer, die keine Zeit für Ihre Gärten und/oder keine Lust auf Gartenarbeit haben, und Gärten verwandeln sich in vermeintlich pflegeleichte, triste Kiesflächen nach dem Motto „wenig Pflanzen, wenig Arbeit“.
Doch jeder Garten, ob bepflanzt oder Stein- und Schottergarten, benötigt Pflege um sein Bild zu erhalten. Es ist ein Trugschluss, dass Kiesflächen weniger Pflegeaufwand als grüne Gärten benötigen, nur weil z.B. das Rasenmähen entfällt. Wildwuchs aus z.B. angeflogenen Samen muss ebenfalls gejätet werden und Herbstlaub aus umliegenden Gärten muss mühevoll aus den Steinen abgesammelt werden, damit es nicht zwischen den Steinen kompostiert und somit zusätzlichen Nährboden für weitere Wildkräuter bietet. Je nach Standort und Lage des Gartens, können sich auch Mose, Algen und Flechten bilden, was die Gärten schnell unansehnlich macht.
Diese Schotterlandschaften sind als Lebensraum für Pflanzen und Tiere komplett verloren und gelten als ökologisch wertlos. Meistens wird gewachsener Boden abgetragen und durch ein Vlies oder – schlimmer noch – durch Teichfolie abgedichtet, wodurch nicht einmal mehr der natürliche Niederschlag ins Erdreich versickern und als Oberflächenwasser in die Kanalisation abgeleitet werden kann, welche bereits jetzt bei Starkregenfällen oft überlastet ist.
Ein weiterer gravierender Nachteil für unsere Umwelt ist, dass wir zu den immer wärmer werdenden Sommermonaten zusätzliche Wärme in die Städte bringen. Durch Sonneneinstrahlung auf die Steine kommt es zu einem nachhaltigen Heizeffekt und Wärmeabgabe bis weit in die Nachtstunden. Dadurch dass keine oder nur sehr wenige Pflanzen vorhanden sind, wird auch keine Verdunstungskälte produziert und es kommt zu einer lokalen Erwärmung.
Auch unsere Tierwelt findet in diesen Gärten keinen geeigneten Lebensraum, wodurch die Artenvielfalt in den Städten und Gemeinden stark leidet, da gerade die kleinen Gärten ökologische Trittsteine für Pflanzenarten, Insekten und Vögel bieten. Häufig werden zudem Neophyten gepflanzt, die sich außerhalb der Schotterwüste ausbreiten und die heimischen Pflanzen verdrängen, sowie den riesigen Tieren kaum oder gar keine Nahrung bieten.
Zudem stammen die verwendeten Steine meist nicht ans heimischen Steinbuchten, sondern werden viele tausende Kilometer aus China oder Indien transportiert, was wiederrum zur Umweltverschmutzung führt. In Zeiten von Klimawandel und Artenschwund gibt es jedoch bereits in vielen Städten und Gemeinden, sowie in ganzen Bundesländern und Nachbarsländern weitreichende Forderungen und Maßnahmen zum Verbot gegen diese „lebensfeindlichen Steinwüsten“ bzw. dieses Verbot wurde bereits in einige Bauordnungen oder Bebauungspläne mit aufgenommen.
Abschließend lässt sich sagen, dass auch begrünte Gärten richtig gepflanzt und angelegt ebenfalls pflegeleicht sein können und eine große Rolle beim Klimaschutz spielen. Klimaschutz fängt im eigenen Garten an. Es muss ja nicht gleich ein Wildgarten sein, in dem alles bunt durcheinander wächst.
Text: Alexander Pabst / Bild: AdobeStock
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