Wie die Urbanisierung unser Kleinklima stört

Die zunehmende Bedeutung von Regenwassermanagement

von Lena Knappmann, 16.09.2020

Das Regenwasser ist ein wesentlicher Teil des Wasserkreislaufes der Erde. Ein großer Teil des Regenwassers verdunstet und versickert an Ort und Stelle sobald es auf die Erde trifft.

Die Verdunstung von Regenwasser

Die Verdunstung ist abhängig von der Temperatur, der Sonneneinstrahlung und der Windgeschwindigkeit. Der Wasserdampf steigt nach oben in die Atmosphäre auf und kondensiert bzw. bildet Regentropfen. Somit bleibt das natürliche Kleinklima - das vor allem mit der Bodenbeschaffenheit zusammenhängende Ortsklima - erhalten.

Die Versickerung von Regenwasser

Das Grundwasser wird durch das versickerte Regenwasser und Wasser aus Flüssen und Seen immer wieder neu gebildet. Das Regenwasser fließt durch verschiedene Erdschichten aus Sand, Kies oder anderem Gestein, welche das Wasser filtern und Trinkwasser entstehen lassen. Dabei ist die Versickerung bzw. Aufnahmefähigkeit des Bodens abhängig von der Bodenkultur und -bearbeitung sowie dessen Besiedlung durch Lebewesen. Ist die Aufnahmefähigkeit des Bodens gering, entstehen bei stärkeren Niederschlägen Oberflächenabflüsse. Umso befestigter bzw. versiegelter die Flächen sind, desto weniger Regenwasser kann versickern.

„Urban heat island effect“

Die aktuellen klimatischen Veränderungen sind u. a. die Folgen von zunehmender Flächenversiegelung und der Risikobetrachtung im Bezug auf den Regenwasserabfluss. Die ständige Bodenbearbeitung zerstört die natürlichen Erdschichten. Sie werden zunehmend verdichtet. Zudem werden durch die Urbanisierung Städte flächendeckend zugebaut und somit versiegelt. Folglich kann das Regenwasser kaum auf natürlichem Weg in den Boden gelangen und nur oberflächig abfließen.

Dadurch entstehen Hitzewellen, Starkregen- und Hochwasserereignisse sowie Trockenheits- und Dürreperioden. Der Grundwasserspiegel sinkt und das Kleinklima verschlechtert sich. Einerseits leiden die Landwirtschaft und der Waldbestand unter langen Zeiträumen ohne Niederschlag. Andererseits führt eine unstetige Wasserversorgung bei Pflanzen und Bäumen für Stress, was wiederum Ertragsausfälle und vorzeitigen Laubabwurf bedeuten. Es entstehen enorme wirtschaftliche Schäden.

Versiegelte Flächen nehmen stärker Hitze auf, speichern diese und geben sie wieder ab. Die Verdunstung und die daraus entstehende natürliche Kühlung finden nicht mehr statt. Zudem nehmen versiegelte Flächen kein Wasser auf und speichern kein CO2.

Regenwassermanagement ist nicht nur ein Megatrend

Umso versiegelter die Flächen sind, desto mehr Regenwasser muss oberflächig ablaufen. Dadurch entfällt die Reinigung des Wassers durch die Erdschichten und unbehandelte Regenwasserabflüsse gelangen in die Umwelt. Insbesondere Oberflächenabflüsse von Verkehrsflächen enthalten Schadstoffe wie Mikroplastik, Treibstoffrückstände, Öl und Schwermetalle. Das stellt eine zusätzliche Belastung für die Ökosysteme dar. Zudem wird die Aufnahmekapazität der Kanalisation überschritten.

Es besteht die Notwendigkeit sich bei der Stadt- und Raumplanung mit dem Thema Regenwassermanagement frühzeitig auseinanderzusetzen. Werden Regenwasserabflüsse bei der Bebauung beachtet, kann Niederschlagswasser gesammelt und durch Oberflächenfiltration gereinigt werden. Regenentwässerungssysteme müssen Schadstoffe zuverlässig zurückhalten. Das gereinigte Wasser soll anschließend durch Versickerung oder Verdunstung dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zurückgeführt werden.

Es gilt eine dezentrale Lösung für das Sammeln, Zurückhalten, Reinigen, Ableiten und Versickern von Regenwasser zu finden. Die Kanalisation muss entlastet und die Grundwasserneubildung gefördert werden. Zudem ist ein bewusster Umgang mit der natürlichen Ressource Boden und dessen Bearbeitung zu erarbeiten.

Das Regenwassermanagement umfasst beispielsweise Maßnahmen, wie die intensive und die extensive Dachbegrünung, Dachterrassentanks, Drainagegraben, Löschtanks, Schwemmflächen, Sickergruben und Versickerungsbecken. Zudem werden in Städten und an Autobahnen häufig Regenrückhaltebecken gebaut, um in großen Mengen anfallendes Niederschlagswasser vorübergehend zu speichern und verlangsamt in den Entwässerungskanal einzuleiten. Sie liegen im Gegensatz zu Hochwasserrückhaltebecken nicht in oder an einem Flusslauf.

Zusätzliche Lösungen zum Regenwassermanagement

Neben einem ausgearbeiteten Regenwassermanagement kann auch die Revitalisierung leerstehender Industrie-, Gewerbe- und Wohnimmobilien, der Bau in die Höhe und der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und Grünraums den Boden bzw. die Erdschichten schonen und die Regenwasserrückführung in den natürlichen Kreislauf gewährleistet werden. Zudem sind die klimatischen Veränderungen im Entwässerungskonzept zu berücksichtigen, die Betriebssicherheit auch bei Starkregen zu gewährleisten und Überflutungsszenarien zu betrachten.

Durch die Reinigung und Rückführung des anfallenden Niederschlagswassers kann dem sinkenden Grundwasserspiegel entgegengewirkt bzw. die Neubildung gefördert werden. Langfristig werden somit das Stadtklima und der urbane Grünbestand verbessert.

Falls Sie das Thema Regenwasser auch für Ihren Privatgarten interessiert, lesen Sie doch gerne unseren letzten Blogbeitrag.  

Text: Lena Knappmann / Bild: AdobeStock

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